Hohenheim liegt nicht weit von Tübingen. Einmal im Bogen um die viertel Stadt, auf die B27, zum Flughafen, am Flughafen entlang, und dann noch durch die Dörfer. Nach einer guten halben Stunde ist man da. Das liegt nahe an einem sonnigen Spätherbsttag, wenn man experimentell aufgelegt ist, ein neues Stativ hat und sehen möchte, was man mit der (sogenannten, möchte man vorausschieben) Kamera eines kleinen Smartphones erreichen kann. Ohne diejenige Optik also, die man eigentlich gerne benutzt und womöglich gar für absolut unabdingbar hält; aber dafür ausgestattet mit HDR, der Möglichkeit, bis zu 3 verschieden belichtete Bilder ineinander zu verrechnen (und auch gleich noch auf dem Bildschirm zu beurteilen, ob das was geworden sein könnte; oder nix).
Der Himmel ist also blau, die Blätter sind wie gesagt herbstlich, die Luft lau, und man möchte sowieso am liebsten lange draußen bleiben. Ein Rundgang durch den an die Hohenheimer Universitätslandschaft anschließenden Schlosspark führt schließlich zu einer Allee.
Zugegeben: Das wirkt nicht ganz echt, es kann nicht so gewesen sein, aber die Tiefe verblüfft, und der Himmel ist leidlich blau mit weißen Herbstwolkenbänken. Das hätte ich einer solchen Minilinse nun doch nicht zugetraut.
Solcherart ermutigt steht man nach ein paar Schritten dann vor dem Herbst selber, wie er als Baum erstrahlt. Unweit davon eine Bank, auf der sich die Kamera diesmal etwas bodenferner plazieren lässt. Was wird sie (= die Pseudokamera) damit machen? Nun, so sieht es aus:
Das ist wieder einmal gar nicht so schlecht. Der Rasen scheint von einem anderen Planeten. Aber der Baum leuchtet so, wir er soll, und das unter solchen Umständen üblicherweise hoffnungslos überbelichtete Schloss behält dennoch seine Struktur (soweit das denn die Optik gestattet). Zu Schweigen aber vom Himmel, in der Glorie der Blauschattierungen, die das Auge in Wirklichkeit (was für eine Idee!) so freilich gar nicht wahrgenommen hat. Und Wolken ziehen wild ihre Schlieren. Im Farbenplural!
Also enthusiastisch weiter bis zur letzten Verwegenheit: Ans andere Ende der Schlossfront, mutig ins Gegenlicht gehalten, und die virtuellen Schieberegler des Belichtungskontrasts hochgeschraubt in gewagte Bereiche: Mut zum außerirdischen Gras, der Himmel soll nun auch im Gegenlicht noch einmal die Lichtorgel spielen (mit den Wölkchen!), aber die im Lichtschatten eigentlich verschwindende Schlossecke soll es auch geben:
Beim Kaffee wäre das ganz klar die Krönung. Selbst das Spiegelbild im Fenster ist erhalten geblieben, und vor lauter realer Beleuchtung ist der Betrachter nun sowas von völlig überzeugt, dass das schlichtweg nicht stimmen kann. Eigentlich wie gemalt, nur eben dann doch wieder nicht. Rechenpower statt Optik, mit Ausleuchtungen, die einerseits vielleicht so sein könnten und andererseits nun aber wirklich sowas von gar nicht.
Ich bin jedenfalls überzeugt, dass es so war und nicht gewesen sein kann. Und in Zukunft vielleicht dann mit viel Berechnung in der einen oder anderen Weise, wenn alles glücklich zusammenkommt, wieder so wird. Der Herbst in HDR, wie er unter sanftem Druck entsteht.